Wenig hören

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 21. Feb 2018, 20:06
Liebe Mitforianer,

ich habe mich in letzter Zeit nur noch wenig in's Forum eingebracht. Bei mir ist so, daß ich über viele Jahre sehr viel gehört habe. Das hat mir auch Freude gemacht, es hat mir Freude gemacht, mich mit immer neuer Musik auseinanderzusetzen. Aber die Luft ist da bei mir inzwischen raus, ich höre viel weniger Musik als früher. Ich habe das Gefühl, daß sich meine Hörgewohnheiten in der letzten Zeit völlig verändert haben. Ich will nur noch wenig hören, und dann eben wirklich auch nur noch etwas ganz bestimmtes.

Neulich hörte ich etwa "die Unauslöchliche", also die 4. Sinfonie von Carl Nielsen. Und das Gefühl dieser Unauslöschlichkeit hat sich auf mich übertragen, und ich habe die Sinfonie mal wieder bewußter gehört. Und das hat mir Freude gemacht.

Es tut mir leid, daß ich mich in dieses Forum nicht mehr in dieser Intensität einbringen kann, wie das in früheren Jahren der Fall war. Übrigens kritisiere ich dabei keinesfalls die Hörgewohnheiten, die ich vor 10 Jahren gehabt hatte. Die waren schon richtig, aber sie waren eben richtig zur damaligen Zeit. Heute dagegen will ich Musik wieder anders wahrnehmen, viel gezielter, dosierter und auch seltener. Und dabei werde ich möglicherweise das eine oder andere gute auch verpassen, aber das macht mir nicht so viel aus, denn mein jetziges Gefühl ist, daß eine gewisse Phase des Hörens bei mir abgeschlossen ist, und ich heute viel mehr Lust habe, selten zu hören, und dieses seltene Hören auch zu zelebrieren.

Dabei weiß ich dann aber eben auch nicht, inwieweit ich mich in dieses Forum noch einbringen kann. Das wird sich halt zeigen. Foren wie diese fördern natürlich eine gewisse "Kennerschaft" von Menschen, die alles mögliche kennen, und immer mehr kennen wollen. An diesem "Spiel" habe ich mich sozusagen auch viele Jahre beteiligt, aber daraus steige ich gewissermaßen auch aus.

Gruß
Martin
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 22. Feb 2018, 13:26
Hi Martin,

jeder Jeck (und jede Lebenssituation) ist anders.
Wenn Du momentan nicht viel hören magst, bzw. auch keine Lust auf Neues verspürst, ist das doch vollkommen in Ordnung.
Vielleicht mag das auch einer Übersättigung geschuldet sein und der Appetit kommt nach einiger Zeit zurück? Wer weiß das schon?

Ich bin derzeit in einer schon lange anhaltenden Phase, in der ich sehr viel bekannte wie unbekannte Musik höre und das als große Bereicherung empfinde. Ich höre quasi immer, wenn es irgendwie geht: an der Arbeit via Kopfhörer, im Auto, auf Dienstreisen über das Smartphone. Es ist eher die heimische Stereoanlage, die kaum stattfindet...

Viele Grüße und bis bald
Frank
WolfgangZ
Inventar
#3 erstellt: 22. Feb 2018, 16:59
Mir geht's wie Frank, wobei ich mir erlaube, da das Arbeitsleben seinem Ende entgegensieht, auch der intensiveren Beschäftigung mit Musik (Hintergrundinformationen, bewusstes Hören von Zusammengehörigem quasi am Stück - etwa alles, was ich von Janacek habe, oder alle Beethoven-Quartette mit einer bestimmten Formation, Einbezug von über youtube Zugänglichem, das ich mir nicht kaufen kann oder will) zunehmend Raum zu geben. Es macht einfach Freude!

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 22. Feb 2018, 17:43 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 23. Feb 2018, 02:29
Sehr oft ist mir auch am liebsten zu diesem Stück zumute



aber richtig überdrüssig bin ich der klassischen Musik (noch) nicht, es gibt wie Frank schon geschrieben hat nur gewisse Werke die ich aufgrund einer Übersättigung nicht mehr gerne höre, aber deren musikalische Substanz im Grunde genommen über alle Zweifel erhaben sind. Ich habe auch festgestellt, dass es nicht unerheblich ist, die Musik auch auf meine momentane Stimmung abzustimmen. Wenn ich nicht gut drauf bin, brauche ich nicht noch etwas, dass mich weiter runterzieht, wenn ich etwas müde bin, kann ich mich nicht auf etwas einlassen auf dass ich mich vollkommen konzentrieren sollte, wenn meine Stimmung gut ist langweilen mich hingegen zu banal, vorhersehbare Werke, manchmal habe ich Tage da lehne ich einen Stil eines Komponisten vollkommen ab, an anderen Tagen brauche ich gerade diesen usw. Hört sich einfach an, aber ist es nicht immer, denn man muss in sich hineingehen und erst einmal herausfinden für was man in diesem Moment gerade am empfänglichsten ist (ich lasse dann so verschiedenste Werke verschiedenster Komponisten in meinem Kopf ablaufen und beobachte wie ich darauf reagiere), ansonsten kann jegliche Musik zum falschen Zeitpunkt auch zu Überdruss bei mir führen. Es gibt ja die ungerechtfertigte Kritik und falsche Rückschlüsse bzgl. Mozart, er hätte nach dem Tod des Vaters nichts anderes im Sinn gehabt als den musikalischen Spass zu komponieren, nicht dabei berücksichtigend ob es nicht gerade so etwas war, was er in seiner momentanen Stimmungslage brauchte (nicht ganz von ungefähr war auch sein letztes Werk, welches wohlgemerkt aus eigenem Antrieb entstanden ist, voller Freude und Optimismus). So muss jeder selbst wissen, was einem gut tut und auch wenn es Stille ist...in unserer heutigen Zeit etwas kostbares.

grüße
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 28. Aug 2018, 19:11
Na ja, ich war in den letzten Monaten auch so in einer gewissen "Hörkrise". Nur, vielleicht denke ich auch zu viel. Als ich etwa Musikwissenschaften studierte, habe ich gelernt, es gibt den Sextakkord, den Quartsextakkord, den Septakkord und dann glaube ich den Nonakkord, das war die Krönung. Und ich dachte bei mir: Um Himmels Willen, soll das alles gewesen sein? Aber so zu denken, ist ein Fehler. Sich auf die Musik einlassen, sich ihr hin zu geben, das ist letzlich das Geheimnis.
Hörbert
Inventar
#6 erstellt: 29. Aug 2018, 18:10
Hallo!

Das zuweilen für Tage, Wochen oder gar Monate die Lust am Musikhören gering bis nicht vorhanden ist sollte eigentlich jeder hier mehr oder weniger kennen.

Gerade jetzt in den Sommermonaten höre ich jedenfalls sehr viel weniger 'Musik als im tiefsten Winter mit seinen langen Abenden.

M.E. also eine ganz normale Phase die du durchmachst respektive durchgemacht hast.

MFG Günther
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